Freitag, 24. September 2010

Tour-Tagebuch

18. September 2010

9 Uhr: Die Tour beginnt, 200 Kilometer mit dem Rad von Rüsselsheim nach Stuttgart, nach einer kurzen Nacht, erste Gespräche auf dem Wochenmarkt, Passanten, die nicht glauben wollen, dass man das schaffen kann, doch unsere Drahtesel kommen gut aus der Box, schon vor der ersten Station müde reden, das gilt nicht für die Vereinsvorsitzende Tanja Platzer, Vorstandsmitglied Nicole Rostock, Nicole Todzy, Maik Rademacher und Heinz-Peter Tjaden. Im Begleitfahrzeug sitzen Eric und Claus Rostock, halten mit der Gruppe Funkkontakt. Mit dabei sind auch die Hündin Cherry und der Rüde Mike.

Die Sonne strahlt, die Laune ist prächtig. Mike schnappt sich am Radwegesrand einen Stock. Dann läuft er besser. Und mühelos bis nach Griesheim.

13.30 Uhr: Dort erwartet uns niemand. Die Verwaltung will von der Bamberger Erklärung nichts wissen, bekommt aber trotzdem Post von der Europäischen Vereinigung für Kinderrechte. Das Rathaus wird gerade saniert. Beweist ein Gerüst. Wie in der Bamberger Erklärung bewiesen worden ist, dass deutsche Jugendämter nicht immer die Kinder- und Elternrechte beachten.

Den Zeitplan haben wir inzwischen über den Haufen geradelt, sind zweieinhalb Stunden zu spät dran. Treten wieder in die Pedalen. Richtung Weinheim.

19 Uhr: In Weinheim kann niemand die Frage beantworten: "Wo ist das Rathaus?" Wir finden es trotzdem. Gegenüber liegen Glasscherben. Ein Paar feiert Polterabend. Wir wünschen viel Glück. Und übernachten im Odenwald auf einem Campingplatz. Brrrr, sind dort schon die Nächte kalt...

19. September 2010

10 Uhr: In Neckargemünd hätte man uns gern empfangen. Doch der Bürgermeister macht Urlaub, der Stellvertreter humpelt auf einem Gipsbein. Also, auf nach Gemmingen.

12 Uhr: Dort wartet bereits Bürgermeister Timo Wolf auf uns. Im Ortsteil Stebbach. Bei einem Kirchweihfest mit Spielmobil auf dem Alten Sportplatz und einem Geschichtenkarussell. Der TC Stebbach serviert Wildgerichte, der Theaterverein Bratwürste.

Wir machen  uns auf die Suche nach dem Bürgermeister, also nach einem älteren Herrn. Dann finden wir Timo Wolf. Ist ein junger Mann. Lässt sich gerade ein Wildgericht schmecken. Diskutiert mit uns über die Bamberger Erklärung. Ist mit uns einer Meinung: Die muss umgesetzt werden. Jugendämter brauchen eine Fachaufsicht. Damit nicht mehr so viel schief geht.

Wir genießen den Nachmittag auf dem Festplatz. Lassen Brackenheim und Bönnigheim sausen. So schnell sind wir einfach nicht. Außerdem will man in diesen beiden Orten von uns nichts wissen.

20. September 2010

9 Uhr: Was für eine fantastische Stadt! Ludwigsburg. Im Rathaus geben wir die Bamberger Erklärung ab. Radeln weiter in Richtung Schloss. Mike kennt als Rüde bei diesem Spätsommerwetter nur ein Ziel. Eine Wasserstelle. Schlürf. Stock schnappen und weiter rennen. Terrier sind zäh.

12 Uhr: Das Stuttgarter Rathaus. Kinder wuseln auf der Treppe herum. Gleich beginnt die Feierstunde. Das Motto lautet "Freiräume für Kinderträume". Schülerinnen und Schüler haben sich bei einer Umfrage für das "Recht auf Spiel, Freizeit und Ruhe" entschieden, Kunstwerke stehen im Ratssaal. Das Jugendamt hat uns eingeladen. Danke!

Bürgermeisterin für Soziales, Jugend und Gesundheit Isabel Facer eröffnet die Veranstaltung, Schülerinnen und Schüler aus Wangen, Möhringen und von der Hohensteinschule berichten über ihre Projektideen, die sie mit dem museumspädagogischen Dienst, dem Kinderschutzbund und dem Jugendamt in die Bastel-Tat umgesetzt haben. Zwischendurch läuft ein Unicef-Film über Kinderrechte. Auch ein Theaterstück über Straßenkinder in Indien steht auf dem Programm.

Tolle Veranstaltung - doch etwas scheint schief gegangen zu sein. Die Kunsterzieherin Christine Siegle vom museumspädagogischen Dienst hat ein Projekt in der Wilhelms-Schule betreut, wird jedoch nach ihren Angaben seit einiger Zeit geschnitten.

"Ich hatte immer neue Ansprechpartner", klagt sie. Die Zusammenarbeit habe nicht geklappt. Nach der Feierstunde bricht Christine Siegle in Tränen aus. Niemand hat ihren Namen erwähnt.

Der Nachmittag: Im Schlosspark hängen Aktivisten von Robin Wood in mehreren Bäumen. Protest gegen Stuttgart 21. Auf einem Parkplatz zieht sich ein Sanitäter um. Er ist sicher: "Die Aktion hat am Freitagabend begonnen, sie wird noch lange dauern." Bislang sei die Polizei überfordert.

19 Uhr: Wir verlassen Stuttgart im Begleitauto. Vor dem Bahnhof ein "Schwabenstreich" gegen Stuttgart 21. 50 000 mit Trillerpfeifen. Ohrenbetäubender Lärm.

1 Kommentar:

  1. DAS FINDE ICH WUNDERSCHÖN...
    EIN GROSSES BRAVO AN ALLE RADLER !!!

    HERZLICHEN DANK TRU

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